Von Widerstand, Hingabe und dem Finden inneren Friedens

Was wäre, wenn wir aufhören könnten, das Leben kontrollieren zu wollen?

Nicht, weil wir aufgeben, sondern weil wir erkennen, dass das Leben nicht zu bändigen ist. Es fließt – mit uns oder ohne uns. Und was, wenn Loslassen nicht bedeutet, etwas zu verlieren, sondern Raum zu schaffen für das, was sein will?

Wir suchen nach Kontrolle, weil wir glauben, sie sei der Schlüssel zur Sicherheit. Doch Sicherheit ist eine Illusion, die wir aufrechterhalten, um der Ungewissheit zu entkommen. Das Leben folgt keinem Plan. Es ist Veränderung, Bewegung, Fluss. Je mehr wir festhalten, desto schwerer wird unser Gepäck.

Vielleicht ist Kontrolle nur der Versuch, die Angst vor dem Unbekannten zu besiegen. Aber was, wenn die Angst nicht unser Feind ist, sondern eine Einladung, uns dem hinzugeben, was wir nicht verstehen? Was, wenn wir aufhören könnten, zu kämpfen – gegen uns selbst, gegen das Leben – und stattdessen lernen, im Fluss zu schwimmen?

Jeder Prozess braucht seine Zeit.

Wir glauben oft, dass wir Dinge beschleunigen können, dass der richtige Einsatz, die richtige Strategie oder das passende Handeln einen Prozess zum Abschluss bringen können. Doch jeder Prozess hat seinen eigenen Rhythmus, den wir nicht bestimmen können. Jede Abkürzung, die wir suchen, ist nur eine Verzögerung in Verkleidung – eine Umgehungsstraße, die uns immer wieder zum Anfang zurückführt.

Sehnsucht nach einem schnellen Abschluss ist in Wahrheit Widerstand gegen das, was ist – gegen den gegenwärtigen Moment. Sie verweigert die Annahme dessen, was gerade geschieht, und projiziert uns stattdessen in eine Zukunft, die es noch gar nicht gibt. Doch Heilung, Veränderung und innere Prozesse geschehen nicht durch bloßes Wollen. Sie geschehen durch Zulassen, durch das Loslassen des Widerstands gegen den Moment.

Wenn wir unseren Widerstand aufgeben, beginnt der Prozess auf natürliche Weise zu fließen. Geduld bedeutet nicht, passiv zu sein. Geduld ist die aktive Entscheidung, präsent zu bleiben – mit Vertrauen in das Leben, auch wenn wir die Richtung noch nicht erkennen. Es ist ein tiefes inneres Wissen, dass das, was wir jetzt nicht sehen, bereits in Bewegung ist.

Geduld ist der Schlüssel.

Geduld lehrt uns, dass Prozesse organisch sind – wie Wunden, die heilen, wie Pflanzen, die wachsen, oder wie die Jahreszeiten, die sich wandeln. Wir können sie nicht erzwingen. Das Leben folgt einem eigenen Zeitplan, jenseits unserer Kontrolle.

Unser Wunsch nach einem Abschluss entspringt oft dem Bedürfnis nach Sicherheit. Wenn wir uns nach einem Ende sehnen, wünschen wir uns nicht nur Erleichterung, sondern auch Klarheit. Doch wahre Heilung geschieht nicht durch das Vermeiden von Schmerz, sondern durch das bewusste Erleben und Fühlen dessen, was ist.

Widerstand hingegen erzeugt Stagnation. Je mehr wir kämpfen, desto mehr blockieren wir den Fluss des Prozesses. Sehnsucht nach Kontrolle wird zu einem inneren Damm, der die natürlichen Bewegungen des Lebens staut. Doch wenn wir aufhören, einen Abschluss zu erzwingen, entsteht Raum. Raum für das Leben, um seinen eigenen Weg zu finden. Raum für Heilung, die wir nicht planen, sondern empfangen können.

Wie gehen wir mit der Sehnsucht nach einem Abschluss um?

Es beginnt damit, bewusst innezuhalten und ehrlich zu sich selbst zu sein. Was wünschen wir uns wirklich, wenn wir nach einem Abschluss streben? Ist es die Sehnsucht nach Ruhe, nach Sicherheit, nach Klarheit? Indem wir diese Wünsche anerkennen, anstatt sie zu verleugnen, können wir sie mit weniger Dringlichkeit betrachten und ohne feste Erwartungen loslassen.

Vertrauen ist der nächste Schritt. Die leise, aber kraftvolle Erinnerung: „Ich bin im Prozess. Alles entfaltet sich in seiner Zeit.“ Nicht alles muss jetzt gelöst werden. Wachstum geschieht auch dann, wenn wir es nicht sehen können.

Präsenz ist der Anker, der uns im Moment hält. Statt die Zukunft zu suchen, können wir uns fragen: „Wie kann ich mich im gegenwärtigen Moment unterstützen?“ Was jetzt zählt, ist nicht das Ende, sondern die bewusste Wahl, im Hier und Jetzt präsent zu sein.

Geduld ist kein Zeichen von Schwäche, sondern eine Form innerer Stärke – ein Akt des Vertrauens in das Leben und in uns selbst. Es ist das sanfte Wissen, dass wir nichts erzwingen müssen. Dass das, was geschehen soll, geschehen wird – zur richtigen Zeit, im richtigen Moment.

Was geschieht, wenn wir den Widerstand aufgeben?

Vielleicht geschieht dann das, was wir so verzweifelt suchen: Frieden. Nicht als Ziel, sondern als Zustand. Widerstand ist das ständige „Nein“ zu dem, was ist – Loslassen das sanfte „Ja“.

Loslassen bedeutet nicht, aufzugeben. Es bedeutet, die Illusion der Kontrolle loszulassen und zu vertrauen, dass das Leben seinen eigenen Rhythmus kennt. Dass wir nicht alles wissen müssen, um weiterzugehen.

Wenn wir aufhören, uns gegen das Leben zu wehren, entsteht Raum. Raum für das, was neu wachsen will. Raum für Heilung. Raum für uns selbst. Widerstand erschöpft – Hingabe befreit.

Kann Heilung geschehen, wenn wir nichts tun?

Wir glauben oft, dass wir aktiv sein müssen, um zu wachsen – dass nur Handeln Veränderung bringt. Doch die tiefsten Prozesse geschehen im Stillen. Heilung ist kein lautes Ereignis, sondern ein leiser, beständiger Fluss.

So wie der Körper Wunden heilt, ohne dass wir es bewusst steuern, so heilt auch die Seele, wenn wir sie lassen. Wenn wir still werden. Wenn wir den inneren Kampf beenden. Wenn wir aufhören, uns selbst zu verurteilen und anfangen, uns zu halten.

Vielleicht ist es nicht unsere Aufgabe, alles zu verstehen oder zu lösen. Vielleicht genügt es, bereit zu sein – für den nächsten Atemzug, für den nächsten Schritt, für das, was kommen will, selbst wenn wir es noch nicht erkennen können.

Vielleicht geht es nicht darum, alles zu kontrollieren oder vollständig zu verstehen.

Vielleicht liegt die Kunst des Lebens darin, das Unerklärliche zuzulassen – den Fluss des Lebens nicht zu unterbrechen, sondern mit ihm zu gestalten. Wir sind nicht nur die Reisenden auf diesem Weg, sondern auch die Schöpfer unserer inneren Welt.

Das Leben fließt – unaufhaltsam, still und voller Geheimnisse. Unsere Aufgabe ist es, mit ihm zu fließen, zu vertrauen und bewusst zu entscheiden, wie wir ihm begegnen.

Der Fluss des Lebens

Ich halte nicht mehr fest.
Die Strömung kennt den Weg,
auch wenn ich ihn nicht sehe.
Ich kämpfe nicht mehr gegen das Wasser,
das mich trägt,
durch Ungewissheit, durch Stille,
durch alles, was ich nicht verstehe.
Die Wellen kommen und gehen –
doch ich bin mehr als der Sturm,
mehr als der Wind,
mehr als die Tiefe, die mich ruft.
Ich bin der Raum,
durch den das Leben fließt.
Unaufhaltsam.
Sanft.
Unendlich.
Ich brauche keine Antworten.
Ich brauche nur Vertrauen.
Denn das, was kommen will,
findet mich,
wenn ich bereit bin,
zu empfangen.

lieber.liebe.leben

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Hallo, ich bin Joli, die Stimme und das Herz hinter lieber.liebe.leben

Manchmal braucht es die Momente, in denen Vertrautes zerbricht, um uns daran zu erinnern, wie viel Kraft in uns liegt. So begann meine Reise. Vor mehr als acht Jahren habe ich mit Meditation begonnen – damals auf der Suche nach innerer Ruhe und Orientierung. Doch was ich fand, war so viel mehr: eine neue Art, das Leben zu sehen und ihm zu begegnen. Meditation wurde zu einer Brücke, die mich mit mir selbst und dem Hier und Jetzt verbindet.

Ich habe erkannt, dass Achtsamkeit und Meditation nicht nur auf der Matte stattfinden, sondern überall dort, wo das Leben uns herausfordert – in unseren Beziehungen, Gedanken und Handlungen. Die wahre Praxis beginnt genau dort, wo wir uns entscheiden, präsent zu bleiben – auch in schwierigen Momenten.

Heute bin ich Achtsamkeits- und Meditationslehrerin. Für mich ist Achtsamkeit keine bloße Technik, sondern eine Lebenshaltung, die uns lehrt, uns mit allem anzunehmen, was wir sind – mit unseren Stärken und auch unseren Zweifeln. Gleichzeitig ist Achtsamkeit eine Fähigkeit, die wir erlernen können. Schritt für Schritt können wir bewusster, gelassener und tiefer mit uns selbst und dem Leben verbunden sein.

Durch meine eigene Reise habe ich erkannt, dass wahre Veränderung nicht durch Perfektion, sondern durch liebevolle Annahme geschieht. Es ist mir wichtig, Meditation und Achtsamkeit so zu vermitteln, dass sie nicht nur Momente der Ruhe schenken, sondern auch im Alltag greifbar und lebendig werden. Die Praxis endet nicht nach der Meditation – sie beginnt erst dann, wenn wir sie in unser tägliches Leben einladen. Denn das Leben ist eine Reise – ein stetiges Werden, in dem wir uns selbst immer wieder neu begegnen.

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